Akklimatisation

Aus PASSAGIERRECHTE
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Mit Akklimatisation bezeichnet man die Anpassung der Organismen auf neue Umwelt nach einer Ortsveränderung. Im Bezug auf Reisen und Touristik wird damit die Anpassung des Körpers nach einer schnellen Reise von kälteren Regionen in die wärmeren. Ein spezieller Fall ist ferner die Reakklimatisation – eine rückgängige Angleichung an die Klimabedingungen eines Ortes, den man vorher verlassen hat.

Akklimatisation im extrem warmen Klima

Akklimatisation in sehr warmen Gebieten kann mit Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Schlafstörungen und Immunschwäche gegen Infektionskrankheiten einhergehen. Der Grund dafür sind Störungen des Wasser- und Salzhaushaltes des Körpers. Daneben treten Verminderung des Muskeltonus, vermehrtes Schwitzen, beschleunigte Atmung und Puls auftreten. Je höher die Luftfeuchtigkeit ist, desto größeren Anstrengungen sind die Anpassungsmechanismen des Körpers ausgesetzt. Am schwierigsten für die Menschen ist die Akklimatisation im Äquatorialklima der tropischen Regenwälder. Ungewöhnliche Überhitzung des Körpers kann einen Hitzeschlag und ferner beim starken Ausscheiden der Mineralstoffe mit dem Schweiß auch Hitzekrämpfe. Um die Anpassung zu erleichtern und das körperliche Wohlbefinden zu verbessern sollte man daher auf vermehrte Flüssigkeitszufuhr und ausgewogene Ernährung achten, spezielle Kleidung tragen und Räumlichkeiten klimatisieren. Im Laufe der Zeit steigt die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen ungewöhnlich hohe Temperaturen, Stoffwechsel und andere Körperfunktionen stabilisieren sich. Eine Sonnenbräune kann die Wirkung der UV-Strahlung abschwächen. Im ersten Monat sinkt der Pulsschlag bei körperlichen Anstrengungen um 20-30 Schläge pro Minute und die Körpertemperatur um 0,5-1,0°C im Vergleich zu den ersten Tagen des Aufenthaltes. Dies verhindert einen übermäßigen Flüssigkeitsverlust und eine Überhitzung des Körpers. Eine vollständige Anpassung nimmt längere Zeit in Anspruch und erstreckt sich in manchen Fällen sogar über mehrere Jahre.

Akklimatisation im extrem kalten Klima

In sehr kalten Gebieten wird das extreme Klima durch folgende Merkmale bedingt:

  • Ein hoher Anteil an Tagen pro Jahr (45-65%) mit hohen Minustemperaturen
  • Wenige bis keine Sonnenstrahlung im Winter (Polarnacht)
  • Überwiegend trübes Wetter
  • Starker Wind mit häufigen Schneetreiben

Die Dauer einer Warmperiode am Nordpol beträgt circa einen Monat, an der Arktisküste 2-3 Monate. Die Periode, in der nur sehr wenig UV-Licht durchdringt, hält die meiste Zeit des Jahres an. Aufgrund des anhaltenden starken Windes und Schnees im Winter kann die Ionisierung der Luft anomal hohe Werte erreichen. Die sogenannte UV-Nacht, bei der keine ultraviolette Strahlung vorhanden ist, dauert 3-4 Monate. Dies hat jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der heimischen Bevölkerung. Die Bedingungen der Polarnacht und des Polartages haben direkten Einfluss auf das menschliche Nervensystem, indem sie die Phasen des erregten und gehemmten Zustandes verlängern.

Anpassungsmechanismen der Einheimischen

Hier wurden evolutionsbedingte Anpassungsmechanismen auf Überwindung der Stresssituationen gelenkt, die mit extremer Kälte einhergehen. Alteingesessene Völker des hohen Nordens zeichnen sich durch hohe Körperdichte, Knochen- und Muskelmasse, stabiles Skelett in Verbindung mit erhöhter Gammaglobulinfraktion des Blutes. Gammaglobuline im Blut sind für den Anteil der Antikörper und somit die Resistenz gegen Krankheiten verantwortlich. Weiterhin sind hohe Lungenventilation, erhöhte Hämoglobinwerte, schnelle Fettverbrennung, stabiler Stoffwechsel und Thermoregulation zu betonen.

Akklimatisation bei Zuwanderern

Nach den ersten reflexartigen Reaktionen auf die Kälte folgen weitere differenzierte Prozesse der physischen und chemischen Thermoregulation. Bei vielen Menschen wird erhöhte Aktivität des Herz-Kreislauf-Systems und der Atemsysteme in Verbindung mit entsprechenden Reaktionen des Blutkreislaufes verzeichnet. Im ersten Aufenthaltsjahr wird bei jungen Menschen im Alter zwischen 19 und 23 Jahren eine Senkung des arteriellen Blutdruckes und sogenannte polare Kurzatmigkeit beobachtet. Eine erhöhte Sauerstoffaufnahme, die einen schnelleren Stoffwechsel begünstigt, ist mit der Thermogenese (Schauder) verbunden. Studien diesbezüglich zeigen, dass bei Zuwanderern der temperaturerhöhende Effekt pro eine Einheit der freigesetzten Energie 3 bis 4 Mal so hoch ist, wie normal. Auch innere Organe, insbesondere die Leber, sind daran beteiligt.
Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist durch gewisse Besonderheiten gekennzeichnet. Auch in Regionen mit einem sehr rauen Klima können sich Babys im Mutterleib ganz normal entwickeln, vorausgesetzt der Organismus der Mutter ist vollständig an die Wetterbedingungen angepasst. Die größten Schwierigkeiten können im ersten Lebensjahr entstehen, da durch den Mangel an Vitaminen bestimmter Gruppen das Wachstum verlangsamt wird.

Vorbeugung

Der Mangel an Sonne und Vitaminen wirkt sich direkt negativ an Körperabwehrsystemen aus. In erster Linie können Krankheiten wie Arthritis, Neuritis, Erkältungen, Bronchitis, Kälteverbrennungen usw. auftreten. Zu den Maßnahmen, die die Anpassung erleichtern zählen unter Anderem:

  • gute Isolierung der Wohnräume
  • Kleidung mit wärmedämmenden Eigenschaften
  • bewusste Abhärtung des Organismus durch zeitweilige Sonnenbäder und Aufenthalt im Freien
  • gute medizinische Versorgung
  • an die Bedingungen angeglichene, ausgewogene Kost

Höhenanpassung

Beim Bergsteigen gilt – je höher, umso länger dauert die Anpassung, die wiederum individuell unterschiedlich sein kann. Geringer Luftdruck auf großen Höhen führt zur Verengung der Blutgefäße in der Lunge und folglich geringer Sauerstoffaufnahme. Es kann zu lebensgefährlichen Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe kommen. Bei einer Höhe von circa 5000 Metern können solche Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Desorientierung vorkommen. Ungefähr bis zu dieser Höhe kann die Akklimatisation aber problemlos in mehreren Etappen erfolgen, in dem längere Aufenthalte auf verschiedenen Höhen eingelegt werden, bis die Symptome abklingen. Ab einer Höhe von 7000 Metern versagen die körpereigenen Regenerationssysteme, wodurch es lebensgefährlich ist, auf dieser Höhe lange zu bleiben. Durch Mangel an Sauerstoff, Wasser und Nahrung schaltet der Körper nach und nach die Energieversorgung einzelner Organe und Körperteilen, bis es nicht mehr möglich ist, für den thermalen Ausgleich selbst zu sorgen. Aufgrund der Verlangsamung der Denkprozesse und der gestörten Wahrnehmung kann die gefährliche Lage erst dann bewusst werden, wenn es schon zu spät ist, wieder hinunterzusteigen. Als absolute Obergrenze gilt die Höhe von 8000 Metern, wo es nicht möglich ist, länger als 48 Stunden zu überleben. Bei Bergsteigungen wird empfohlen, geringe Strecken in einem nicht zu schnellen Tempo zurückzulegen, Schlaf- und Ruheplätze möglichst tiefer zu wählen und den Aufstieg nicht fortzusetzen, solange die Symptome noch anhalten.

Siehe auch

Jetlag